Seit Dezember 2010 steht in der Straßenverkehrsordnung, dass Autos mit Sommerreifen bei Glatteis, Schneeglätte oder Schneematsch nicht auf öffentlichen Straßen fahren dürfen. Bei Nichtbeachtung droht ein Bußgeld. Im Falle eines Verkehrsunfalles kann die Versicherung bei einem kausalen Zusammenhang mit der vorschriftswidrigen Bereifung Leistungskürzungen vornehmen.
Neben dieser allgemeinen Verhaltensvorgabe ist ein konkreter Hinweis auf einen Zeitpunkt zum Reifenwechsel oder einen Zeitraum für die Winterreifenpflicht nicht vorhanden. Der Gesetzgeber hat auch keine maßnahmenrelevanten äußeren Rahmenbedingungen wie die Wetterlage skizziert. Der Autofahrer muss also auf die Zweckmäßigkeit beim Reifenwechsel abstellen. Dazu helfen einige Informationen bezogen auf die Wetterstatistik, Winterreifenbeschaffenheit und Hinweise von Fachverbänden.
Funktionalität und Beschaffenheit von Winterreifen
Es existiert keine exakte Definition oder Vorschrift über die Beschaffenheit oder Eigenschaften von Winterreifen. Vielmehr wird eine Qualitätszuordnung als M und S-Reifen vorgenommen. Darunter ist die Tauglichkeit eines Reifens zu verstehen, aufgrund einer speziellen Gummimischung, Profilstruktur und Profiltiefe eine bessere Griffigkeit, Fahrbahnhaftung und Bremswirkung auf winterglatten Straßen zu besitzen. Die Winterreifenprodukte der Hersteller unterscheiden sich insofern auch bereits optisch von Sommerreifen. Eine Mischform besteht durch die sogenannten Ganzjahresreifen, die sich aufgrund ihres Charakters neben ihrer Wintertauglichkeit auch in der restlichen Zeit des Jahres benutzt werden können. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern wird von vielen Fachleuten als zu gering angesehen.
Das Wetter in Deutschland unterliegt regionalen Einflüssen
Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2010 betrugen die durchschnittlichen Temperaturen in Deutschland im Januar 0,4 Grad Celsius, im Februar 1,4 Grad Celsius und im Monat März 4,3 Grad Celsius. Im Monat April beträgt die Durchschnittstemperatur bereits 9 Grad Celsius. Von 2010 bis 2014 liegen die Werte bei 1,3 Grad Celsius für Januar und 0,5 Grad Celsius für Februar. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei knapp unter 10 Grad. Unterschiede sind bei den einzelnen Bundesländern zu verzeichnen. Die wärmste Jahresdurchschnittstemperatur wurde 2013 in Berlin mit 9,8 Grad Celsius gemessen, die kälteste mit 8,1 Grad Celsius in Bayern. Im Hinblick auf eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, wann es noch zu glatten Straßen durch Schnee oder Eis kommen könnte, kann der Monat April aber noch nicht außer Acht gelassen werden. Kälteeinbrüche mit zumindest einer nächtlichen Gefahr durch Winterglätte sind keine Seltenheit. Wenn sich gegen Ende des Monats allerdings eine stabile Wetterlage einstellt, bei der kein Nachtfrost mehr zu erwarten ist, sollte der Reifenwechsel vorgenommen werden, um die Winterreifen für den nächsten Winter zu schonen.
Hinweise und Ratschläge von Fachverbänden
Zahlreiche Reifenfachleute sprechen sich für die Erhöhung der gesetzlichen Mindestprofiltiefe auf 4 Millimeter aus. Außerdem wird angeraten, Winterreifen nicht nur bei Minusgraden, sondern bereits bei Temperaturen von unter 7 Grad Celsius vorzugsweise zu nutzen. Dies wird durch den deutlichen Anstieg der Gummiverhärtung bei Sommerreifen mit den daraus resultierenden Folgen für die Bodenhaftung und den Bremsweg begründet. Der ADAC empfiehlt, Winterreifen, die älter als sechs Jahre sind, auszutauschen. Vor einem Reiseantritt ins Ausland müssen die dortigen Witterungsbedingungen und Vorschriften zur Winterbereifung in Erfahrung gebracht werden. Es kann dort durchaus noch im Mai notwendig sein, das Auto mit Winterreifen aufgerüstet zu lassen, vor allem, wenn es in Bergregionen gehen soll.
Weitere Informationen unter:
https://www.autoservice.com/reifenwechsel.aspx
https://www.adac.de/infotestrat/reifen/winterreifen/
https://www.bussgeldkatalog-mpu.de/bussgeld/clever-fahren/winterreifen-im-sommer/index.php
