Montag, April 29, 2024
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Ganzjahresreifen: eine gute Alternative zu Winterreifen?

Jeder Autofahrer kennt das: zweimal jährlich müssen die Reifen gewechselt werden. Neben dem Zeitaufwand und den entstehenden Kosten gilt es auch, einen Lagerplatz für den zweiten Reifensatz zu finden. Wer sich all dies ersparen möchte, kann auf Ganzjahresreifen zurückgreifen. So führen inzwischen viele Hersteller Allwetter-Pneus in ihrem Sortiment. Diese können das ganze Jahr gefahren werden, da sie sowohl für den Sommer- als auch den Wintergebrauch zugelassen sind. Doch können Ganzjahresreifen hochwertige Winterbereifung wirklich ersetzen?

Sommer- und Winterbereifung gibt es nicht ohne Grund

Die guten Fahr- und Bremseigenschaften eines Winterreifens hängen vom Aufbau seines Profils und der Materialzusammensetzung ab. So sind die Laufflächen speziell für die Verwendung bei winterlichen Straßenverhältnissen ausgelegt. Hierzu zählen laut Straßenverkehrsordnung:

  •             Schneeglätte
  •             Schneematsch
  •             Eisglätte
  •             Reifglätte

Damit ein Reifen unter diesen Bedingungen eine gute Traktion aufweist, besitzen die Laufflächen breite Profilrillen (Negativanteil der Reifenoberfläche), die eine effektive Wasserableitung gewährleisten. Zudem kann sich in diesen Zwischenräumen Schnee sammeln, der dann durch eine Schnee-auf-Schnee-Reibung für guten Grip sorgt. Damit auch die Profilblöcke (Positivanteil) auf dem Untergrund haften, verfügen sie über zahlreiche kleine Einschnitte, die sogenannten Lamellen. Sie gewährleisten auch bei Glätte eine ausreichende Verzahnung mit der Straßenoberfläche. Das Material des Reifens besitzt dabei durch den hohen Kautschukanteil die bei Kälte erforderliche Weichheit.

Bei warmen Temperaturen jedoch wird die Gummimischung eines Winterreifens zu weich. Die Steifigkeit der Reifenschultern lässt nach, wodurch der Pneu an Grip und Stabilität verliert. Daher besitzen Sommerreifen eine völlig andere Materialzusammensetzung. Zudem ist ihr Profil darauf ausgelegt, auf trockenen und nassen Untergründen bestmögliche Fahreigenschaften aufzuweisen. Der Positivanteil ist viel höher als bei einem Winterreifen, überdies besitzen die Profilblöcke keine Lamellen, sondern Wischkanten, die bei Regen wie ein Scheibenwischer funktionieren (Wischkanteneffekt). Auf diese Weise wird der Aquaplaning-Gefahr entgegengewirkt.

Ein Ganzjahresreifen kann dementsprechend nicht sommers wie winters optimal funktionieren. Sowohl sein Profil als auch die Gummimischung sind lediglich ein Kompromiss zwischen Sommer- und Winterbereifung. Dies betrifft leider auch die Fahr- und Bremseigenschaften, wie unabhängige Tests von ADAC und Stiftung Warentest beweisen.

Ganzjahresreifen mit schlechten Testergebnissen

Für den Kauf neuer Reifen sind die jährlichen Tests von ADAC und Stiftung Warentest stets eine wertvolle Informationsquelle. 2011 führten die Prüforganisationen erstmals einen Ganzjahresreifentest durch. Die Pneus mussten hierbei den gleichen Anforderungen genügen wie ausgewiesene Sommer- und Winter-Exemplare. Insbesondere beim Verhalten auf Eis und Schnee konnte keiner der Testkandidaten überzeugen. Fünf der sechs Fabrikate fielen in der Endbewertung mit einem „ausreichend“ glatt durch. Testsieger wurde der Goodyear Vector 4 Seasons – die Gesamtnote „befriedigend“ jedoch bescheinigte auch ihm keine Wintertauglichkeit.

Ganzjahresreifen sind nur für Wenigfahrer zu empfehlen

Laut EU-Richtlinie 92/23/EWG müssen bei winterlichen Bedingungen Reifen verwendet werden, die das M+S-Symbol („Matsch und Schnee“) tragen. Obwohl Ganzjahresreifen diese Kennzeichnung besitzen, erfüllen sie nicht die Eigenschaften, die ausgewiesene Winterreifen mitbringen. Wer also den zweiten Reifensatz einsparen möchte, spart an der Sicherheit seines Fahrzeugs. Lediglich für Autofahrer, die sehr selten fahren und ihr Fahrzeug bei winterlichen Bedingungen in der Garage lassen, sind Ganzjahresreifen eine vertretbare Alternative.

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