Samstag, April 20, 2024
StartAuto NewsBMWBMW Megacity Vehicle

BMW Megacity Vehicle

Viele hatten eine automobile Revolution erwartet. Doch das von BMW angekündigte Megacity Vehicle (MCV) ist weit gewöhnlicher als gedacht. Das Elektro-Auto für die urbane Umgebung kommt 2013 auf den Markt und wird ein Viersitzer mit vier Türen und einer Gesamtlänge von rund vier Metern sein. Wirklich innovativ ist jedoch der umfangreiche Einsatz von Leichtbaumaterial.

„Natürlich haben wir am Anfang unserer Planung mit einem kurzen Zweisitzer mit zwei Türen angefangen“, leitet Peter Ratz, Projektleiter des BMW MCV ein, „doch alle unsere Umfragen auf den einzelnen Märkten haben ergeben, dass die Kunden einen Viersitzer mit vier Türen haben wollen.“ Eine Neuauflage vom City-Modell des jüngst verstorbenen Visionärs Nicolas Hayek, der auch die Marke Smart erfand, ist damit vom Tisch. Das BMW Megacity Vehicle wird auch optisch deutlich gemäßigter daherkommen, als von vielen erwartet.

Im Unterschied zum Smart Fortwo gibt es nicht nur eine hochsteife Sicherheitszelle, sondern die gesamte Karosserie des BMW wird ein Käfig sein. Statt der üblichen Verwendung von Stahl wird das sogenannte „Life-Modul“ aus CFK (kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff) bestehen. Mit dem Rahmen aus Aluminium, der „Drive-Plattform“, wird die Fahrgastzelle mit Schrauben und Klebstoff verbunden. In dieser Aluminium-Plattform sind unter anderem Module wie Motor, Getriebe, Fahrwerk, Achsen und der rund 250 Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Flachakku untergebracht. „Der kohlenstofffaserverstärkte Kunststoff ist 30 Prozent leichter als Aluminium und 50 Prozent leichter als Stahl. Wir verstehen uns bei der Verwendung von CFK als Technologieführer“, erläutert BMW-Entwickler Dr. Jochen Töpker. „Wir werden die ersten sein, die das in Großserie produzieren.“

Dadurch, dass der Hauptteil des Fahrzeugs aus CFK besteht, soll der Gewichtsnachteil des Elektroantriebs gegenüber einem Verbrennungsmotor weitgehend ausgeglichen werden. „Insgesamt sparen wir so 100 Kilogramm“, ergänzt Töpker. Angesichts des großen Aufwands erscheinen 100 Kilogramm weniger als bei einem gewöhnlichen Metallbau als nicht viel. In dieser Größenordnung specken andere Hersteller ihre neuen Modelle ohne die Verwendung des teuren CFK ab. Das Serienmodell des BMW MCV dürfte letztlich zwischen 1,1 Tonnen und 1,2 Tonnen wiegen. Das sind immerhin 350 Kilogramm weniger als der aktuelle Erprobungsträger des Mini E.

Seit Jahren setzt der Hersteller auf Leichtbau und experimentiert ein Jahrzehnt mit verschiedenen Anwendungen für die Kohlefaser. Unter anderem wurden Komponenten für die Sportversionen M3 und M6 sowie für den Einsatz in der Formel-1 entwickelt. „Während die Deckschicht des Daches vom aktuellen BMW M3 zum Beispiel aus einer Faser mit 3 000 Einzelfäden besteht, werden es bei dem MCV neu entwickelte Fasern sein, die aus 50 000 Einzelfäden bestehen“, so Töpker.

Noch drei Jahre werden vergehen, ehe das Megacity Vehicle auf den Markt kommt. Das Problem scheint weniger die technische Umsetzung zu sein. Dabei machen die BMW-Entwickler nach eigenen Aussagen große Fortschritte. Doch Produktion und Verwendung von CFK sind teuer. Daher ist die Gefahr groß, dass ein Hightech-Kleinwagen wie das Megacity Vehicle zu einem zu hohen Preis in den Markt kommt. Erinnerungen an den innovativen Alu-Audi A2 lassen sich kaum unterdrücken. Doch zur Kostenstruktur schweigen sich die Münchener nach wie vor aus.

Der zukünftige Kunde wird die Wahl haben, ob das Fahrzeug allein über einen Elektroantrieb oder einen zusätzlichen Verbrennungsmotor als Range-Extender für größere Strecken verfügt. Die Reichweite der Elektroversion soll bei mindestens 160 Kilometern liegen. Der auf der Hinterachse untergebrachte Elektromotor dürfte mindestens 100 kW/136 PS leisten und für eine Höchstgeschwindigkeit von über 150 km/h ausgelegt sein. Rund 75 Prozent der Verzögerungsvorgänge sollen ohne eine Bremse einzig durch eine effiziente Rekuperation (Bremsenergie-Rückgewinnung) erfolgen. So ist die Reichweite im Alltagsgebrauch hoch genug.

Das Grundkonzept des BMW MCV steht; die ersten Prototypen wurden bereits Crashtests unterzogen. Dabei wurden CFK-Rahmen geprüft, die über keine B-Säule verfügten. Die Ergebnisse haben die Erwartungen laut BMW in jedem Fall übertroffen. Auch das endgültige Design des MCV scheint kurz vor der Vollendung zu stehen. Denkbar ist auch ein innovatives Konzept mit Schwenktüren, die gegenläufig öffnen. Im nächsten Jahr will BMW weitere Details zu Karosserie, Design und Innenraum zeigen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -

Most Popular

Recent Comments