Mittwoch, April 24, 2024
StartMagazinRatgeberSchöne Muskelspiele – was man beim Tuning beachten sollte

Schöne Muskelspiele – was man beim Tuning beachten sollte

Serien-Style? Für viele Fans ist ein Auto wie’s aus der Fabrik kommt viel zu langweilig. Vor allem sportlicher soll’s sein – nicht nur optisch, sondern am liebsten auch wirklich ready for race. Also ab damit in die Mucki-Bude. Spoiler dran, ordentliche Gummiwalzen und für mehr Leistung ein bisschen chippen. Aber mal ehrlich: Was bringt Tuning wirklich – und was sollte man besser lassen?

Heckspoiler – meistens unnütz aber wenigstens schöner als ein Brett vorm Kopf

Ein Heckspoiler macht ein Auto nicht schneller, sondern langsamer – jedenfalls in der möglichen Endgeschwindigkeit. Aber darauf kommt’s nicht an. Im Motorsport gilt: Wer bremst, verliert. Und mit einem richtig eingestellten Heckspoiler muss man weniger bremsen. Einfache Physik: Je schneller ein Auto fährt, desto mehr Auftrieb entwickelt es. Ein Heckspoiler beeinflusst die Luftströmung um das Auto und erzeugt einen Abtrieb – das Auto wird förmlich an die Straße gepresst und kommt schneller ums Eck.

Deshalb haben auch Hochleistungs-Sportwagen für die Straße meistens Heckspoiler. Den erhofften Anpressdruck erzeugt der aber nur an der richtigen Stelle und wenn er genau an das Fahrzeug angepasst ist. Hersteller wie Porsche oder Ferrari finden das mit teuren Tests im Windkanal heraus. So viel Forschung steckt in keinem Spoiler aus dem Zubehörhandel. In der Praxis sind Heckspoiler daher oft chic – ihr einziger Effekt ist aber ein erhöhter Spritverbrauch.

Frontspoiler – Jede Bodenwelle ein Schmerzschrei

Ein Frontspoiler bewirkt physikalisch das Gleiche wie ein Heckspoiler – nur von unten. Je höher das Tempo, desto mehr staut sich die Luft vor dem Frontspoiler, der nur einen schmalen Luftstrom durchlässt. Weil sich hinter dem Spoiler die Luft wieder ausdehnen kann, entsteht ein Unterdruck, der das Fahrzeug an den Boden saugt. Rennwagen haben deshalb einen glatten Unterboden. Diffusoren, die den Strömungsverlauf optimieren, verstärken den sogenannten Boden-Effekt zusätzlich. Gefährlich kann ein Frontspoiler werden, wenn die Geschwindigkeit plötzlich dramatisch sinkt. Dann reißt die Strömung unter dem Wagenboden ab – das Auto wird schwer kontrollierbar. Aber auch das ist für aufgemotzte Serien-Autos reine Theorie. Auch mit Frontspoilern entsteht dort kein nennenswerter Bodeneffekt. Dafür treten am Unterboden viel zu viele Luftverwirbelungen auf. Trotzdem wird jede Bodenwelle zur ernst zu nehmenden Barriere. Na egal, sieht schon cool aus. Richtig aggro kommen Spoiler erst in Kombination mit einer Tieferlegung. Aber: Acht Zentimeter Bodenfreiheit sollten bleiben. Und die Scheinwerfer müssen mindestens 50 Zentimeter überm Asphalt lauern – sonst gibt’s bei der Kontrolle Ärger mit der Polizei.

Breitreifen – Schöne Lenkgetriebe-Mörder

Breite Pellen stehen bei vielen an oberster Stelle der Order-Liste. Mit wenig Aufwand sieht das Auto gleich mal nach 100 PS mehr aus – vorausgesetzt, für das Fahrzeug ist überhaupt ein breiteres Format zulässig. Oft sind dafür Umbauten wie eine Kotflügelverbreiterung notwendig. Eine bessere Straßenlage bringen die Reifen nicht wegen ihrer Breite – aber oft wegen einer weicheren Gummimischung. Superkritisch werden die Supersize-Formate auf nasser Straße. Und so schön sie auch sind: Wenn Breitreifen nicht als Serienbereifung vorgesehen sind, ist meistens auch die Lenkung nicht dafür ausgelegt. Die im Gegensatz zu schmaleren Reifen wesentlich höheren Lenkkräfte ruinieren das Lenkgetriebe. Je mehr ein Fahrzeug im Stadtbetrieb unterwegs ist, desto schneller geht das.

Chiptuning – Doping mit teuren Folgen

Vom Einsteigermodell bis zur GTI-Version verpassen viele Hersteller ihren Autos denselben Motor. Nicht unterschiedlicher Hubraum bringt die Leistung, sondern Aufladung wie Turbo, Kompressor – oder eben elektronisches Motormanagement. Für ein paar hundert Euro macht ein Eingriff in der Steuer-Elektronik aus 200 PS in Sekundenschnelle 240. Die werkseitig stärkere Version würde womöglich 2000 Euro mehr kosten. Beim Werksmodell sind dafür aber auch teure und hoch belastete Komponenten wie der Turbolader für mehr Leistung ausgelegt. Weil Besitzer ihre günstig erworbenen Mehr-PS auch gerne ausgiebig nutzen, sind solche Motoren innerhalb von recht kurzer Zeit platt. Garantieansprüche an den Hersteller sind sowieso futsch. Die bessere Alternative kann ein Sportauspuff sein. Der bringt durch die bessere Abführung der Abgase auch ein bisschen mehr Leistung. Aber was sind schon PS? Ein ordentlicher Sound macht viel mehr her.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

- Advertisment -

Most Popular

Recent Comments